Dr. med. Ulrike Knödler

Fachärztin für
Allgemeinmedizin,
Hausärztliche Versorgung,
Fachkunde Reisemedizin,
Notfallmedizin
Staatlich zugelassene
Gelbfieberimpfstelle


Gemeinschaftspraxis
Dres. Köber-Zahn-Knödler
Unterer Graben 5
Bad Mergentheim
Tel.: 07931/964960
Fax: 07931-96496-99
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Höhenkrankheit


Mit zunehmender Höhe muss sich der Organismus an den geringer werdenden Sauerstoffdruck der Luft anpassen. Ab einer Höhe von 3500 m über NN nimmt die Gefahr von höhenbedingten Beschwerden, die auch ein lebensgefährliches Ausmaß erreichen können wie Höhenlungenödem oder Höhenhirnödem, deutlich zu. Betroffen von der Höhenkrankheit sind Personen jeden Alters, unabhängig von ihrem Trainingszustand, besonders nach schnellem Aufstieg.

 

Eine normale Anpassungsreaktion zeigt sich in verstärkter Atemtätigkeit und erhöhtem Pulsschlag. Die ersten Anzeichen einer Höhenkrankheit sind Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit, Schlaf- und Appetitlosigkeit, eventuell Übelkeit. Diese Zeichen können sich schnell verschlimmern: Atemnot bei geringster Anstrengung oder sogar in Ruhe, eventuell mit Husten und schaumigem Auswurf, weist auf ein Höhenlungenödem hin. Rasende Kopfschmerzen, allgemeine Schwäche, auffälliges Verhalten, Apathie, Erbrechen, Koordinationsstörungen, Halluzinationen bis hin zur Bewusstlosigkeit sind Anzeichen für ein Höhenhirnödem. Beide erfordern dringliche medizinische Hilfe. Es besteht absolute Lebensgefahr!

Obwohl eine gute physische Fitness das Erreichen eines Berggipfels erleichtert, schützt sie grundsätzlich nicht vor der akuten Höhenkrankheit. Vorakklimatisation bedeutet Zeit, nämlich wertvolle Urlaubstage, und Geld - und Überleben!!

 

Folgende Verhaltensregeln haben sich bewährt:

  1. Der tägliche Höhenunterschied zwischen den Schlafplätzen soll ab 2500 m über NN nicht mehr als 300-500 Höhenmeter betragen. Pro Woche sollte die Schlafhöhe insgesamt nicht mehr als 1000 Höhenmeter gesteigert werden.
  2. Zur Deckung des vermehrten Flüssigkeitsbedarfs müssen Sie ausreichend vorzugsweise mineralisiertes Wasser trinken, mindestens 3, besser 4 Liter pro Tag, bei Hitze mehr.
  3. Als vorbeugende Maßnahme gegen die akute Höhenkrankheit wird die Einnahme von Ibuprofen (bis 1200mg pro Tag) empfohlen. Mit der Einnahme soll ein paar Stunden vor dem Höhenaufstieg gestartet werden.
  4. Die frühzeitige Einnahme von Azetazolamid  (DiamoxR 2x täglich 125mg bis 3x täglich 250mg - je nach zu erwartendem Risiko) erfolgt ab 1500m über NN, bis wieder mit dem Abstieg begonnen wird oder 2 Tage auf der Zielhöhe verbracht wurden, als vorbeugende Maßnahme zur Verhinderung der akuten Höhenkrankheit. Sie empfiehlt sich insbesondere bei aufgrund von Geländeverhältnissen unvermeidbar schnellem Aufstieg, bei vorangegangener Höhenkrankheit oder bei Flug in große Höhe (Lhasa, 3400m, La Paz, 4050m).
  5. Sollten Sie Anpassungsstörungen feststellen, kann im Falle leichter Störungen ein Ruhetag auf der erreichten Höhe eingelegt werden. In schwereren Fällen hilft NUR der SOFORTIGE Abstieg um mindestens 300-500 Höhenmeter, sofern vorhanden die Sauerstoffinhalation, initial 4-6 l/min., dann 2 l/min. für die nächsten 24h bzw. die Behandlung im Überdrucksack. Erst nach völliger Erholung kann ein erneuter Aufstieg versucht werden.
  6. Auf Schlaf- und Rauschmittel soll ganz verzichtet werden, um Symptome einer beginnenden Höhenkrankheit nicht zu verschleiern. Gegen Schlafstörungen empfiehlt sich ggf. Theophyllin 350mg retard gegen 20 Uhr.
  7. Nifedipin 20 mg retard alle 8-12 Stunden ist zur Vorbeugung des Höhenlungenödems das Medikament der ersten Wahl. Auch Dexamethason 2x8mg pro Tag kann hierzu vorbeugend eingesetzt werden, sofern die Einnahme 24 Stunden vor dem Aufstieg begonnen wird; allerdings ist die Dexamethason-Therapie wegen Blutzucker- und Blutdrucksteigerung sowie möglicher Entwicklung einer Psychose auf 5-7 Tage zu begrenzen. Bei eingetretenem Höhenlungenödem ist die einzige Therapie jedoch der umgehende Transport in niedrigere Lagen.
  8. Beim Höhenhirnödem ist neben Abstieg und Sauerstoffgabe bzw. Überdrucksack Dexamethason 4mg alle 6 Stunden die Therapie der Wahl.
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